Bruchsal erinnert an den schicksalhaften 1. März 1945
Bruchsal (pa) | Am 1. März 1945 wurde Bruchsal von der größten Katastrophe seiner neueren Geschichte getroffen. Bei einem schweren Bombenangriff, der über 80 Prozent der Innenstadt zerstörte, starben binnen 40 Minuten rund 1000 Menschen. Wie viele andere Städte in ganz Europa wurde auch das alte Bruchsal innerhalb kürzester Zeit fast vollständig ausgelöscht. Sein Antlitz hat sich im Zuge des Wiederaufbaus völlig verändert.
73 Jahre nach der Kriegszerstörung wird dieses tief einschneidende Ereignis in Bruchsal mit mehreren Veranstaltungen ins Gedächtnis gerufen. Um 13.50 Uhr, zum Zeitpunkt des Luftangriffs, läuten auch in diesem Jahr die Glocken sämtlicher Kirchen, ein Kranz erinnert an der Gedenktafel am Bergfried an die Toten des Luftangriffs.
Bereits am Vorabend, dem 28. Februar, veranstaltet die BTMV mit dem Journalisten Rainer Kaufmann eine öffentliche Führung zur Stadtgeschichte unter dem Titel „Vergessenes Bruchsal“. Treffpunkt ist um 18 Uhr am Bergfried, die Teilnahmegebühr beträgt 3 Euro pro Person. Die Führung durch die Bruchsaler Innenstadt und Obervorstadt zeigt Schauplätze oftmals verdrängter und ausgeblendeter Episoden der Bruchsaler Geschichte und thematisiert ihren späteren Umgang damit – eine alternative Stadtführung als Einstimmung auf die Gedenkveranstaltungen des folgenden Tages.
Am Donnerstag, 1. März um 18 Uhr wirft die Badische Landesbühne im Feuerwehrhaus (Friedrichstraße 78) unter dem Titel „Es ist UNSERE Geschichte“ Schlaglichter auf die wechselvolle Vergangenheit der Stadt Bruchsal, die im letzten Jahrhundert mit der Zerstörung der Stadt am 1. März 1945 ihren traurigen Höhepunkt fand. Denn um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, ist es wichtig, zu wissen, was passiert ist und warum es passiert ist. Auf die Lesung folgt ein Podiumsgespräch über die Frage „Wie wollen wir in Zukunft mit unserer Vergangenheit umgehen?“. Moderiert von BLB-Intendant Carsten Ramm werden Rainer Kaufmann, Rolf Schmitt, Preisträger des German Jewish History Award, Bernd Morlock als Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreises im Stadt- und Landkreis Karlsruhe sowie Prof. Werner Schnatterbeck, der sich für die Wiederbelebung eines geschichtlichen Forums in Bruchsal einsetzt, darüber unterhalten, wie sich der Umgang mit der Stadtgeschichte in Zukunft gestalten kann.
Der Tag klingt aus mit einem Gedenkkonzert in der Lutherkirche um 20.15 Uhr. Barbara Ludwig an der Orgel, der CVJM-Posaunenchor unter Leitung von Christian Osswald sowie der von Anja Krüger dirigierte Blockflötenchor Heidelsheim bringen Werke von Bach, Mendelssohn-Bartholdy, Samuel Alexandre Rousseau, Traugott Fünfgeld und weiteren Komponisten zur Aufführung. In den Lesungen von Pfarrerin Tanja Dittmar und Raimund Glastetter, ehrenamtlicher Stellvertreter der Oberbürgermeisterin, stehen Gedanken zum Anlass dieses Erinnerungstages im Mittelpunkt. Der Eintritt ist frei, eine Spende wird erbeten.
Foto: Carl Ohler