…kommt die Erinnerung. Denn da wabert regelmäßig der süßliche Geruch der Verwesung durch die Stadt. Besonders morgens wird dann der Gang durch Bruchsal zu einem olfaktorischen Martyrium. So oder so ähnlich muss es in mittelalterlichen Städten gerochen haben, als die unterirdische Kanalisation zwar längst erfunden aber keineswegs überall bekannt oder gar eingeführt war. Die Entsorgung aller (!) Abfälle fand an der Oberfläche, genauer gesagt mittels einer offenen Abflussrinne häufig mitten auf der Straße, sofern es eine solche gab, statt. Das Ergebnis ist hinlänglich bekannt: Regelmäßige Pestepidemien suchten den Kontinent heim und dezimierten die Bevölkerung in für uns unvorstellbarem Ausmaß.
Nun soll hier zwar keineswegs die Angst vor dem neuerlichen Ausbruch einer Seuche verbreitet aber dennoch die Frage in den Raum gestellt werden, ob die gängige Praxis einer 14-tägigen Abholung von Restmüll in der heißen Jahreszeit a) zumutbar und b) gesund ist. Ich will mich wahrhaftig in keinster Weise mit dem Innenleben einer grauen Tonne nach zwei Wochen Sonnenbestrahlung bei bereits 35 Grad gemessen im Schatten ergehen – der Geruch schon beim Passieren solcher Behältnisse im eigentlich geschlossenen Zustand auch bei ausreichendem Sicherheitsabstand gibt, ob man nun will oder nicht, eine mehr als ausreichende Vorstellung vom tropischen Biotop darin.
Die Praxis in heißen Ländern jedenfalls ist häufig eine zeitnahe, oft sogar tägliche Abholung des Restmülls. Bei den ständig heißer werdenden Sommern in unseren Breiten wäre es wohl an der Zeit sich die Frage zu stellen, ob die gängige zweiwöchige Abholung von Restmüll ausreichend ist. Dankbar für eine Änderung wären wohl nicht nur die Angestellten der Entsorgungsbetriebe, die für uns die Stinkbomben entleeren.
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