Mit großer Bestürzung haben wir aus den USA die Nachricht erhalten, dass Harry Ettlinger, ein Enkel von Otto Oppenheimer und der letzte lebende „Monuments Men“, am Sonntag vormittag Ortszeit in New Jersey, verstorben ist.
Harry Ettlinger wurde 1926 in Karlsruhe geboren, seine Eltern besaßen ein Bekleidungsgeschäft in der Kaiserstraße bis die Familie 1938 in die USA fliehen musste. Der junge Harry Ettlinger kam als US-Soldat nach Deutschland zurück. Als Angehöriger der sogenannten „Monuments Men“ sollte er die von den Nazis in den besetzten Gebieten geraubte Kunst, aber auch die aus den deutschen Museen ausgelagerten Kunstschätze aufspüren, in Sicherheit bringen und an die rechtmäßigen Besitzer zurückgeben. Im Salzbergwerk von Heilbronn fand der junge US-Soldat Ettlinger in einer der vielen tausend Kisten ein Selbstbildnis von Rembrandt, das der Kunsthalle Karlsruhe gehörte und vor dem er als kleiner Junge immer wieder gestanden hatte, als er das Museum als Jude noch besuchen durfte. Sein Großvater war Otto Oppenheimer und daher kam er als Kind häufig nach Bruchsal, um den Großvater zu besuchen, den er sehr schätze.
Harry Ettlingers Lebenslauf ist ein besonderer, zu gegebener Zeit werden wir versuchen, diesen an dieser Stelle noch etwas ausführlicher darzustellen.
Persönlich haben die Betreiber von Bruchsal.org immer wieder persönlichen Kontakt zu Harry Ettlinger gepflegt, das erste Mal 2010 bei einem Treffen in New York im Vorfeld der Einweihung des Otto Oppenheimer Platzes und -wie heute zur Gewissheit wurde- zum letzten Mal am 19. Juli diesen Jahres anlässlich eines Besuches an seinem Wohnort in New Jersey. Der letzte Lunch mit Harry Ettlinger und seinem Sohn Paul wird mir ewig in Erinnerung bleiben.
Ein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen und ein erfülltes Leben ist zu Ende gegangen. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seinen Kindern und seiner Familie.

Harry Ettlinger und sein Sohn Paul anläßlich eines Besuches des Autors im Juli in New Jersey