Bruchsal, Bruchsaler Geschichten

Drei klitzekleine Geschichten von Barbara Mitteis

Die Schwester Gertrud vom Käthe-Luther-Kindergarten

Schwester Gertrud war Diakonissin und somit protestantisch. Ich protestierte aber keineswegs, als ich im lutherischen Kindergarten angemeldet wurde. Erlebte ich doch zwei Tage lang eine unbarmherzige Kindergartenschwester in einem katholischen Kinderhort.

Der Weg zum katholischen Kinderhort war weit, die Straßen gefährlich und am gefährlichsten erschien mir die gestrenge Ordensfrau, die gleich morgens um Acht zwanzig nackte Kinderpopos verhaute. Ich bekam keine Tracht, weil ich eine Neuanmeldung war und die Abmeldung am dritten Tage erfolgte. Schwester Gertrud vom lutherischen Kindergarten war ungemein gütig und bestens geeignet für gut erzogene und schwer erziehbare Kinder.

Der Herr Doktor Schmich

Doktor Schmich war ein Medizinalrat und gehörte in der Stadt zu der grauen Eminenz und den Honoratioren. Erst allmählich begriff ich, dass eine graue Eminenz nicht ein verblichener Bischof war und Honoratioren nichts mit Arzthonoraren zu tun hatten.

Doktor Schmich sah meinem Großpapa sehr ähnlich. Er besaß einen weißen Haarrand, einen weißen Spitzbart, eine Nickelbrille, einen schwarzen Anzug und einen schwarzen bauchigen Mercedes.

Das Männele

Männele Riegel war ein kleines bronzefarbenes Kerlchen und als ich ihn achtjährig kennenlernte, war er die Hälfte. Er und seine Familie wohnten über dem Herrn Pilz und über der Gaststätte Krenzle und die Behausung erinnerte an Onkel Toms Hütte.

Wie Männele zum Vornamen hieß, weiß ich nicht mehr, aber er machte seinem Namen alle Ehre. Er wirkte wie ein Männlein im Walde, schlug Purzelbäume im Gras, blieb nie an den Zäunen hängen, tauchte auf und verschwand und entkam als erster Frau Mosbachers Wasserkübel. Männele war sicher das achte Zwerglein von Schneewittchen, wovon die Gebrüder Grimm vergaßen zu erzählen.

Männele baute Sandburgen und wollte später wie sein Vater Maurer werden.

© Barbara Mitteis

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Bruchsal

Morgens mit dem Auto in Bruchsal

Nachdem ich diese Woche wieder mehrfach in der Hauptverkehrszeit auf der Durlacher- und der Kaiserstraße mit Müllfahrzeugen und Straßenkehrmaschinen konfrontiert war und ich erleben musste, wie manche Zeitgenossen -scheinbar am Rande des Wahnsinns- unglaubliche Fahrmanöver vollbringen, nur um vorbeizukommen, habe ich mich entschlossen, dieses Thema nochmals aufzugreifen. Ich tat das bereits im September 2021 und zitiere jetzt einfach mal den Text von damals:

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