Bruchsal, Bruchsaler Geschichten

Ein letztes Mal Bruchsaler Geschichten – Das Cafe Bellosa

Verehrte Leserinnen und Leser, nun ist es soweit, heute veröffentlichen wir die letzte Bruchsaler Geschichte von Frau Mitteis, unser Fundus ist nun erschöpft.

Wie wir aus vielen Zuschriften entnehmen konnten, haben Ihnen diese kleinen Geschichten rund um Bruchsal viel Freude bereitet und auch wir Herausgeber freuten uns sehr, als Frau Mitteis seinerzeit einer Veröffentlichung auf diesem Medium zugestimmt hatte.

Alles endet irgendwann, heute also die Reihe „Bruchsaler Geschichten“, an sich passend zum bevorstehenden Jahresende.

Wir, die Herausgeber, wünschen Ihnen nun ein frohes Weihnachtsfest und alles Gute, vor allem Gesundheit, für das neue Jahr 2023.

Christian Kretz & Dr. Jochen Wolf

Die Erinnerungen von Barbara Mitteis an das Café Bellosa:

Das Café Bellosa war klein aber fein, und an den Tischchen saßen die Großen und Vornehmen der Stadt.

Der Herr Bellosa war eine Doppelausgabe von Theo Lingen, und mit dem Vergleich wird mir seine Personenbeschreibung am besten gelingen.

Seine Frau war füllig und zurechtgemacht und lächelte wie für die nächste Filmaufnahme.

Manchmal gingen Mama und ich nach den Einkäufen in das kleine Cafe, und dann kam der Herr Bellosa an unseren Tisch und verbeugte sich und erkundigte sich nach den Wünschen. Er erzählte die ganze Kuchentheke, nahm die Tortenwünsche in seinem Gedächtnis auf, fragte nach Tee oder Kaffee, verbeugte sich, und schickte die Bedienung mit weißem Häubchen und weißem Schürzchen und dem vollen Silbertablett an unser Tischchen,Seine Frau saß meist an einem Tisch mit den Damen der Stadt, und sie kümmerte sich kaum, was vor und hinter der Theke passierte. Ihre einzige große Aufgabe schien zu lächeln.

Der kleine Raum hatte entzückende Blümchentapeten, weiße duftige Vorhänge, Stilmöbelchen und ein ganz altmodisch dekoriertes Schaufenster, Biskuitmohrenköpfe, Windbeutel und Punschkringel lagen auf Papierspitzendeckchen, Apfelstrudel ruhten auf Silbertablettchen und feiner Mokkaduft durchzog den Raum.

Selbst die Rauchkringelchen drehten sieh vornehm und edel nach oben, und oben an der Decke hingen erlesene Lampen nach unten.

In diesem Cafe gefiel es mir besonders gut, es hatte nur einen Fehler: Es war stets und immer überfüllt. Herr Bellosa war sehr besorgt, dass die Cafébesucher gut bedient wurden, und so fragte er nach dem Verzehr nicht mehr nach den Wünschen, sondern nach dem Wohlbehagen. Herr Bellosa kassierte nicht. Oh nein, das tat die Bedienung, er machte zuletzt nur einen formvollendeten Diener, und ich bewunderte seinen kerzengeraden Mittelscheitel und seinen schwarzen Anzug, dessen Hose am Äußeren jeweils ein schwarzglänzendes Band aufgenäht hatte. Manchmal denke ich noch an Herrn Bellosa, der Theo Lingen so ähnelte. Er hätte ihn doubeln können, aber er konnte nicht näseln. So war er eben damals doch seine eigene Person.

© Barbara Mitteis

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